Radiographie des andalusischen Luft- und Raumfahrtsektors
Radiographie des andalusischen Luft- und Raumfahrtsektors
Juan Román Gallego, Geschäftsführer des Andalusischen Luft- und Raumfahrtclusters, und Mélanie Durth, verantwortlich für Innovation, besuchten die Ingenieurschule der Universität Sevilla (ETSI), um Lehrenden und Studierenden Daten und Informationen zum andalusischen Luft- und Raumfahrtsektor, seinen Unternehmen, Strategien, Herausforderungen und Chancen zu präsentieren. Im Rahmen dieser von EUROAVIA Sevilla mit Unterstützung der ETSI organisierten Veranstaltung stellten beide die verschiedenen Themen in einem für alle Teilnehmenden sehr interessanten Vortrag detailliert vor.
Die Luft- und Raumfahrtindustrie Andalusiens blickt auf eine lange, jahrhundertealte Geschichte zurück und zählt zu den fünf führenden Luft- und Raumfahrtregionen Europas. Ihre Anfänge reichen bis ins Jahr 1927 zurück, als das nationale Unternehmen Construcciones Aeronáuticas SA (CASA) ein Werk gründete. Mit dem Aufstieg von CASA gewann der Sektor an Bedeutung, und die ersten spanischen Flugzeuge wurden entwickelt. 1999 wurde CASA von EADS (European Aeronautic Defence and Space Company, heute Airbus SE) übernommen und somit Teil des europäischen Konzerns. Der wichtigste Meilenstein für die Region seitdem war die Wahl Sevillas als Produktionsstandort für die A400M FAL. Um die Marke Andalusien zu stärken und Synergien und neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen, bestand ein dringender Bedarf, den Zusammenschluss der Unternehmen in der Region zu fördern. Daher wurde 2017 der Andalusische Luft- und Raumfahrtcluster gegründet.
Der andalusische Luft- und Raumfahrtsektor umfasst 140 Unternehmen, davon 103 in Sevilla, 22 in Cádiz und 11 in Málaga. Generell ist der andalusische Luft- und Raumfahrtsektor durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geprägt; rund 70 % der Branche sind KMU mit weniger als 250 Beschäftigten und einem Umsatz von unter 50 Millionen Euro.
Der Gesamtumsatz des Sektors belief sich 2022 auf über 2,3 Milliarden Euro. Die Pandemie im Jahr 2020 bremste das anhaltende Wachstum. 2019 hatte der Umsatz fast 3 Milliarden Euro überschritten. Die Erholung verläuft jedoch schneller als erwartet. Andalusien trägt 39 % zu den nationalen Luft- und Raumfahrtexporten bei. Fast 50 % dieser Exporte gehen nach Deutschland und Frankreich, den wichtigsten europäischen Luft- und Raumfahrtzentren.
Eine der Stärken Andalusiens ist die hervorragende Infrastruktur mit drei Luft- und Raumfahrtparks: Aerópolis in Sevilla, dem Zentrum in Bahía de Cádiz und dem Andalusia Technology Park in Málaga. Besonders hervorzuheben ist das FADA-CATEC, das führende Technologiezentrum der andalusischen Branche. Weitere Infrastrukturen umfassen die ATLAS-Experimentalflugzentren in Jaén und das für nächstes Jahr geplante CEUS in Huelva, das größte Drohnen-Testzentrum Europas.
Die institutionelle Unterstützung umfasst TRADE, ein öffentliches Unternehmen der andalusischen Regionalregierung, das die Internationalisierung andalusischer Unternehmen und die Anwerbung ausländischer Investitionen fördert, sowie „Invest in Andalusia“, eine Initiative der andalusischen Regierung zur Förderung, Anwerbung und Konsolidierung ausländischer Investitionen in der Region. Die Unterstützung der Universitäten ist von grundlegender Bedeutung, sowohl im Bereich von Forschungsprojekten und Promotionen als auch bei der Sensibilisierung der Studierenden für den Sektor.
Die Stärke des Sektors beruht auf unserer privilegierten Lage mit starken Unternehmen nicht nur in Andalusien, sondern auch in angrenzenden Regionen wie Portugal, Marokko und anderen Teilen Spaniens. Darüber hinaus macht die Wahl Sevillas als Hauptsitz der spanischen Raumfahrtagentur die Region für Raumfahrtunternehmen noch attraktiver.
Der andalusische Luft- und Raumfahrtcluster umfasst über 90 Unternehmen, die die Zusammenarbeit fördern, das Wachstum des Luft- und Raumfahrtsektors in der Region auf nationaler und internationaler Ebene vorantreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch nachhaltige technologische Entwicklung steigern. Zu diesem Zweck werden Treffen und Kongresse zwischen den Unternehmen veranstaltet, die Marke „Andalusia Aerospace“ durch die Teilnahme an internationalen Messen weltweit präsentiert und die Beteiligung der Unternehmen an Forschungs- und Entwicklungsprojekten gefördert.
Die Region Andalusien verfügt neben den drei Airbus-Flugzeugmontagewerken in Sevilla und Cádiz über Pilotenschulen wie die Pegasus Aero Group in Córdoba oder FTEJerez in Jerez de la Frontera sowie über MRO-Märkte (Wartung, Reparatur und Überholung) wie das Wartungszentrum von Ryanair in Sevilla, wo die Flugzeuge für Südeuropa repariert werden.
Es ist wichtig, die neuen Traktorenprogramme der Branche im Blick zu behalten. Die beiden wichtigsten europäischen Projekte sind derzeit FCAS (Future Combat Air System) und Eurodrone, beide mit spanischer Beteiligung. Die andalusische Industrie ist gut aufgestellt, um sich an diesen Programmen zu beteiligen.
Im Anschluss an die Vorträge der Referenten wurde eine Fragerunde eröffnet. Diese konzentrierte sich hauptsächlich auf die möglichen Synergien zwischen Unternehmen und der Universität mit dem Ziel, die Ausbildung der Studierenden zu verbessern.